Dass mit der Bar und mit Klaus alles klar gehen würde, beruhigte sie schon mal und sie nickte zur Zustimmung, ehe Chris auch schon aus der Wohnung verschwand. Der Kuss brannte immer noch auf ihrer Wange und sie ließ sich erst einmal wieder auf das Sofa sinken, um all das zu verarbeiten, was gerade passiert war.
Er hatte eine andere Frau geküsst. Er hatte sie damit betrogen. Jetzt war er auf dem Weg nach Hause, um ein paar Sachen zu packen und dann mit Rachel wegzufahren, aus New York raus, damit sie beide an ihrer Beziehung arbeiten konnten und alles wieder gut werden würde.
Zwar klang das alles relativ einfach, doch es würde alles andere als das werden, dessen war die junge Frau sich sicher. Vielleicht würde es ihnen wirklich gut tun, die Zeit miteinander zu verbringen und gemeinsam neues zu entdecken, andererseits fürchtete sie auch, dass es komisch werden würde. Was, wenn sie es nicht aushalten würde, mit ihm in einem Bett zu schlafen? Allein bei dem Kuss hatte sie sich so versteift und er hatte so viele Gefühle in ihr hochgeholt, dass sie gar nicht einschätzen konnte, wie es sein würde, wenn sie beide länger alleine sein würde. Zwar konnte es natürlich sein, dass sie all das schnell verarbeiten und mit ihm wieder glücklich werden würde, allerdings war es ebenso gut möglich, dass ihr jedes Mal das Herz ein Stück mehr brach, wenn sie ihn ansah.
Erneut rollten Tränen über ihre Wangen und ihr fiel nichts ein, was sie jemals so verletzt hatte. War diese Frau hübsch gewesen? Schöner als sie selbst? War sie netter gewesen, liebevoller? Dankbarer dafür, Chris zu haben? Hatten sie zusammen gelacht, mehr als Rachel und er es getan hatten? Hatten sie Spaß gehabt?
Diese Gedanken machten sie verrückt und Rachel stand auf, weil sie nicht einfach so rumsitzen und nachdenken konnte. Sie würde sich der Situation stellen müssen, wenn sie sich und Chris noch eine Chance geben wollte und das wollte sie wirklich. Er war die Liebe ihres Lebens, das stand für sie seit ihrem ersten Kuss fest, schon bei der ersten Begegnung hatte sie sich in ihn verguckt, so klischeehaft und kitschig das auch klang. Es war einfach so gewesen. Das jetzt alles einfach so aufzugeben... Das ging nicht.
Der Urlaub würde eine neue Chance für sie beide bedeuten und hoffentlich dafür sorgen, dass sie wieder zueinander finden würden. So ging Rachel in ihr Schlafzimmer, zog den Koffer unter ihrem Bett hervor, öffnete ihn und stellte sich vor den Kleiderschrank, um nach geeigneten Klamotten zu suchen. Da sie ans Meer wollten, kam ein Bikini auf jeden Fall mit ins Gepäck und schon nach wenigen Minuten war die junge Frau fertig und zog den Reißverschluss ihres Koffers zu. So oft, wie sie in den letzten Jahren verreist war, war es kein Wunder, dass sie beim Packen mittlerweile routiniert war.
Da sie noch ein paar Minuten Zeit hatte, ging sie noch einmal ins Bad und machte sich ein wenig frisch, schließlich hatte sie in der letzten Stunde geweint wie ein Baby, dem man seinen Schnuller weggenommen hatte. Als sie wieder einigermaßen menschlich aussah, zog sie sich ihre Jacke über, nahm ihren Koffer und machte sich auf den Weg nach unten, um draußen auf Chris zu warten.
@Christian James Anderson