Der Weg bis zu meiner Wohnung hatte sich ziemlich in die Länge gezogen und so hatten wir beiden knapp eine halbe Stunde für einen Weg gebraucht, für den man normalerweise die Hälfte der Zeit benötigte. Letztendlich hatte ich mein Ziel jedoch heile erreicht, ohne einen weiteren Zwischenfall und das war doch schon mal ein Silberstreifen am Horizont. "Wow, ich habe es tatsächlich bis nach Hause geschafft, das nenne ich schon mal einen wahren Erfolg für meinen großartigen Geburtstag", merkte ich voller Sarkasmus an, ehe ich Davey kurzerhand eine meiner Krücken in die Hand drückte, um dann meinen Wohnungsschlüssel aus meiner Tasche zu kramen. Das Balancieren auf einem Bein fiel mir dabei nicht gerade schwer, schließlich hatte ich früher geturnt und durch das Geräteturnen einen hervorragenden Gleichgewichtssinn.
Immer noch auf meinem gesunden Bein stehend schloss ich die Tür auf und stieß diese mit der Hand soweit auf, dass ich, nachdem ich meinem Begleiter die Krücke wieder abgenommen hatte, hineintreten konnte, ohne Gefahr zu laufen, dass die Tür dabei wieder zufiel. Im Flur hielt ich dann noch einmal inne, legte die Krücken beiseite und schlüpfte aus meiner Jacke, welche ich dann an der Garderobe aufhing. Danach schweifte meine Blick wieder zu Davey, der noch immer vor der Türschwelle stand. "Du kannst auch ruhig reinkommen. Es sei denn, du hast doch noch etwas vor, dann bedanke ich mich jetzt schon mal bei dir fürs nach Hause bringen", sagte ich dann, wobei ein seichtes Lächeln meine Lippen zierte. Dann wurde ich allerdings doch etwas ungeduldig, denn ich brauchte wirklich ein paar Schmerzmittel, fast so sehr, wie ich es brauchte einfach wieder zu sitzen, nachdem ich aus diesen ungemütlichen Klamotten geschlüpft war. Was für eine idiotische Idee es auch von mir gewesen war gut auszusehen und mit Rock und kurzärmeliger Bluse herum zu laufen.
"Jetzt komm schon Davey-Boy, ich beiße auch nicht. Außerdem habe ich ja wie bereits erwähnt heute Geburtstag und den allein zu verbringen wäre doch etwas traurig", merkte ich dann noch flüchtig an und schmollte - zumindest so lange bis ich dann doch wieder grinsen musste.

Der Weg war eigentlich schnell gelaufen, aber dadurch, dass sie etwas verhindert war, ging es eben länger. Für ihn stellte das kein Problem dar. Warum auch? Er hatte neben dem kleinen Spaziergang ja auch ein nettes Gespräch geführt. Er mochte Grace ihre Art. Sie war so sarkastisch und hatte diesen trockenen Humor. Sie konnte sich gewiss auch selbst auf die Schippe nehmen und auch wenn er die meisten Zeit ernst dreinblickte, besass Davey durchaus guten Humor. Zumindest meistens und mit den richtigen Personen, um ihn herum. "Das bedeutet, du kannst dir nachher auch eine ganze Chipspackung gönnen. Das sind doch durchaus gute Neuigkeiten. Ausserdem werden Geburtstage eh überbewertet.", meinte er und zwinkerte ihr zu. Als sie ihm ihre Krücke in die Hand drückte, um den Schlüssel aus ihrer Handtasche zu nehmen, hielt er diese und beobachtete sie gleichermassen. Als sie die Türe aufschloss und auch reinhumpelte, nachdem sie sich die Krücke wieder angeeignet hatte, stand er nach wie vor im Eingangsbereich. Er war sich unsicher, ob er einfach hineintreten dürfe, weswegen er einfach kurz wartete. Als sie meinte, er könne ruhig eintreten, machte er auch schon einen Schritt, ehe er innehielt. Er überlegte erst, ob er die Schuhe vor der Haustüre abziehen sollte oder drinnen, ehe sie auch schon wieder etwas sagte und ihn Davey Boy nannte. "Dass du nicht beisst und vollkommen ungefährlich bist, weiss ich.", meinte er, ehe er die Schuhe vor der Haustüre abzog. "Ich habe doch vorhin schon gesagt, dass ich nichts mehr vorhabe und wenn dann wäre ich Joggen gegangen und da hätte ich gewiss nicht deine Gesellschaft geniessen können. Ich hatte nur überlegt, ob ich die Schuhe schon vorher ausziehen sollte. Ich will dir ja keinen Dreck in die Wohnung bringen.", erklärte er sich als er dann auch schon in der Wohnung stand und die Türe hinter sich schloss.
Was er jedoch nun nicht wollte, war die Tatsache, dass sie ihn jetzt auch noch bediente. Sie konnte eh nicht laufen und deswegen würde er das alles machen, sie müsste ihm nur sagen, wo er was fand und er würde ihnen beide ein Festmahl richten. Er blickte sich dann erst einmal um und musste eingestehen, dass sie eine sehr schöne und eindrucksvolle Wohnung besass. "Schön hast du es hier.", gab er ihr ein Kompliment für ihre Räumlichkeiten. "Wie gehts denn nun deinen Fuss. Du solltest dich nun erst einmal um ihn kümmern. Ich werde schon nicht weglaufen.", klärte er sie dann auf und schenkte ihr ein Lächeln.

@Grace Anderson

Am meisten schätzte ich bereits jetzt die Eigenschaft an Davey, dass er einfach zuhörte. Ich würde zwar ohnehin so viel reden wie ich wollte, aber wenn jemand einem das Gefühl gab auch wirklich zuzuhören, dann plauderte ich nur umso lieber. Sehr amüsiert war auch die Tatsache, dass er die meiste Zeit über so ernst und grüblerisch dreinblickte, obwohl ich ihn als gar nicht so ernsten Menschen wahrgenommen hatte und das war er meines Erachtens auch nicht. Das hatte er mir schließlich während des Aufenthalts des Cafés bewiesen. "Für dich werden Geburtstage vielleicht überbewertet, aber für mich spielt mein Geburtstag eine wichtige Rolle, denn ich liebe meinen Geburtstag, zumindest bis heute. Aber du hast recht, ich kann mich jetzt vollstopfen bis zum geht nicht mehr und dann noch ein wenig mehr", entgegnete ich dann auf seine Anmerkung hin und schmunzelte ein wenig. Zumindest für den Rest des Tages wollte ich nicht mehr alles so pessimistisch betrachten, das tat ich sonst schließlich auch nicht. Zumal ich gerade doch tatsächlich dabei war so etwas wie eine Freundschaft zu knüpfen und das machte meinen Geburtstag dann wohl doch wieder etwas ansehnlicher.
Lange warten musste ich dann nicht mehr, bis Davey dann doch meine Wohnung betrat, dies aber erst, nachdem er aus seinen Schuhen geschlüpft war, was ich natürlich genau beobachtet hatte. Ein Grinsen konnte ich mir dabei nicht verkneifen. "Stimmt. Obwohl ich auf einem Bein sicherlich ein paar Meter hätte mithalten können", scherzte ich und wurde dann wieder ein klein wenig ernster, ", aber du hast mich vorhin angelogen." Gespielt beleidigt machte ich mich daran meinen Schuh auszuziehen, ehe ich mich auf den Weg ins Wohnzimmer machte, welches gleichzeitig auch als Schlafzimmer diente. Denn mehr als eine Zweizimmerwohnung konnte ich mir einfach nicht leisten.
"Danke, ich gebe mir auch reichlich Mühe die Bude hier sauber und hübsch zu halten", erwiderte ich auf seine komplimentierenden Worte hin und zuckte dann mit den Achseln. "Es geht schon. Sobald ich sitze und mir ein, zwei Tabletten gegen die Schmerzen eingeworfen habe, wird das schon wieder", meinte ich dann unbeeindruckt, stieß die Tür zum Wohnraum auf und deutete mit einer Handbewegung an, dass er mir folgen solle. Dort ließ ich mich mit einem wohligen Seufzer auf dem Sofa nieder, positionierte mein Bein auf dem Kissen, welches auf dem Couchtisch thronte und klopfte neben mich auf das Polster. "Ouh, ich bin eine miese Gastgeberin. Also die Küche ist gleich dort", ich wies auf eine angrenzende Tür, "die ist nicht besonders groß, aber da gibt es alles was das Herz begehrt. Du kannst dich also ruhig einfach bedienen und wenn du mir einen Gefallen tun willst, dann könntest du mir ein Glas Wasser bringen und ähm", ich hielt nachdenklich einen kurzen Moment inne , "einfach alles Essbare was du dort findest und wenn du dann immer noch Lust hast mein persönlicher Sklave zu sein, wäre es großartig wenn du mir mein Trikot und meine Jogginghose bringen könntest, beides liegt dort auf der Kommode", abschließend wies ich auf meinen provisorischen Kleiderschrank und schenkte Davey dann mein hinreißendes Lächeln.

-----> Wohnbereich {Wohn - & Schlafzimmer}